Venöse Unterschenkelgeschwüre machen mehr als die Hälfte aller schwer heilenden Wunden aus. Ihre Behandlung umfasst mehrere wichtige Aspekte. Eine Kompressionstherapie ist die evidenzbasierte Methode, die zu ihrer Behandlung eingesetzt wird. Eine korrekte Diagnose, und ausgehend davon die richtigen Behandlungsmaßnahmen sollten gute Voraussetzungen für eine Heilung schaffen. Neben der Heilung der Wundes selbst ist es auch erforderlich, die Ursache zu behandeln, die zu seiner Entstehung geführt hat. Der Patient muss daher auch aufgeschlossen für eventuelle Veränderungen seines Lebensstils sein, um auf diese Weise dazu beizutragen, das Risiko eines erneuten Auftretens zu minimieren.
Sollten Sie sich unsicher sein, fragen Sie Kollegen um Rat und holen Sie gegebenenfalls eine weitere Expertise ein, damit eine korrekte Diagnose gestellt und die richtige Behandlung eingeleitet werden kann. Um wirklich sicherzugehen, dass es sich um ein venöses Unterschenkelgeschwür handelt, kann der Knöcheldruck gemessen und der Knöchel-Arm-Index berechnet werden, um eine arterielle Durchblutungsstörung, Diabetes und Vaskulitis auszuschließen. Auf Grundlage dieser Werte kann auch entschieden werden, welche Art von Kompression verwendet werden soll. Bei einer Untersuchung auf venöse Insuffizienz kann auch ein venöser Duplex durchgeführt werden.
Im Interesse eines langfristigen und dauerhaften Ergebnisses ist es wichtig, den Zustand von Patient und Geschwür in seiner Gesamtheit zu verstehen.
Die häufigste Ursache hinter venösen Unterschenkelgeschwüren ist eine venöse Insuffizienz, die entsteht, wenn Durchblutungsstörungen in den Venenklappen vorliegen, da diese geschädigt sind und nicht normal funktionieren. Die Venenklappen dienen dazu, Blut und Lymphflüssigkeit im Körper in einem ständigen Kreislauf weiter zu transportieren. Wenn die Funktion der Venenklappen gestört ist, verbleibt ein größerer Teil der Flüssigkeit in den unteren Teilen des Körpers, was zu Ödemen führt – sichtbaren Schwellungen, die durch eine Ansammlung von Flüssigkeit verursacht werden. Ödeme und ein erhöhter Druck in den Unterschenkeln haben zur Folge, dass die Haut von innen geschädigt wird, sodass Wunden entstehen können. Auch äußere Faktoren können dazu führen, dass sich ein nässendes Wunde bildet, beispielsweise Stöße oder Schläge gegen den Unterschenkel bei Personen mit venöser Insuffizienz. Die Flüssigkeit dringt durch die Wundöffnung, und es ist eine schwer heilender, nässender, venöser Wunde entstanden.
Neben der Schwellung muss das Aussehen der Wunde selbst beurteilt werden. Venöse Unterschenkelgeschwüre befinden sich häufig im Bereich rund um den Knöchel. Es zeigt sich eine äußerliche Geschwürbildung und Verfärbung der Haut, manchmal auch Ekzeme und Hautabschuppung.
Die Heilung eines venösen Unterschenkelgeschwürs benötigt Zeit. Manchmal ist eine mehrmonatige Behandlung erforderlich. Im Allgemeinen durchlaufen Geschwüre einen Heilungsprozess, der aus drei Phasen besteht. Diese Phasen können auch als Referenzrahmen für die Behandlungsmaßnahmen bei schwer heilenden venösen Unterschenkelgeschwüren dienen. Die Phasen sind folgendermaßen definiert.
Diese Phase beginnt, sobald die Wunde entsteht, und bildet den ersten Teil des Heilungsprozesses. In der Entzündungsphase wird die Wunde gereinigt, was zum Teil durch die weißen Blutkörperchen geschieht.
In dieser Phase, die auch Proliferationsphase genannt wird, bildet sich neues Gewebe. Die Anzeichen einer Entzündung verschwinden und die Wunde nimmt eine hellrote Farbe an und sieht frischer aus, da Blutgefäße nach außen zur Oberfläche der Wunde wachsen. Aus den kleinen Neubildungen können sich kleinere Knoten bilden, die mit der Zeit die Wunde auffüllen. Zellen, die Kollagen absondern, wachsen und bilden neues Gewebe. Die Wundfläche wird kleiner, da sich die Wunde zusammenzieht. In der Neubildungsphase kann es dazu kommen, dass mehr neues Gewebe entsteht, als zur Auffüllung der Wunde erforderlich ist. In diesem Fall bildet sich eine sogenannte Hypergranulation, was nicht zu einem normalen Heilungsprozess gehört.
Die letzte Phase der Wundheilung ist die Reifephase. Je nach Ausmaß und Größe der Wunde kann diese Phase länger als ein Jahr andauern. In dieser Zeit wird das Kollagen der Haut gestärkt, und die hellrote Narbe beginnt zu verblassen.
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Eine internationale Expertengruppe unterstrich in einem Konsensusdokument die Bedeutung der Kompressionstherapie als langfristige Behandlungsmaßnahme, auch zur Reduzierung des Risikos wiederkehrender Wunden, die leider relativ häufig vorkommen.
Da die Kompression der entscheidende Bestandteil der Behandlung von nässenden Wunden ist, die durch venöse Insuffizienz bedingt sind, kann ein Kompressionsverband manchmal eine ganze Woche lang angelegt bleiben. Es muss also ein geeigneter Verband auf die Wunde angebracht werden, z. B. eine superabsorbierende Wundauflage, sodass sich die Häufigkeit der erforderlichen Verbandswechsel an die Kompressionsbehandlung anpassen lässt, und nicht umgekehrt. Es ist wichtig, im Lauf der Behandlung den Effekt der Kompression nachzuverfolgen. Indem der Umfang am Knöchel gemessen wird, erhält man Aufschlüsse über den Fortschritt der Behandlung und darüber, ob das Bein neu bandagiert werden muss, weil der Beinumfang durch den Rückgang der Schwellung kleiner geworden ist. Wenn die Binden zu locker sitzen oder nach unten rutschen, besteht das Risiko, dass die Behandlung ihre Wirkung verliert. Wenn die Binden zu locker sitzen oder nach unten rutschen, besteht das Risiko, dass die Behandlung ihre Wirkung verliert. Anzeichen für eine positive Entwicklung des Heilungsprozesses können auch die Patienten zu einem größeren eigenen Einsatz in der Behandlung motivieren.
Ein wichtiger Teil der Behandlung venöser Unterschenkelgeschwüre ist es, die Wundoberfläche zu reinigen und sauber zu halten. In der Wundfläche kommt es immer zu Bakterienwachstum. Wenn sich aber ein Biofilm bildet, wird eine Heilung erschwert. Häufig befinden sich auch eingetrocknetes Wundsekret und Fibrin in der Wunde. Dies lässt sich durch eine mechanische Reinigung der Wunde entfernen, z. B. mit einem schonenden Monofilament-Schwamm. Da die Wundreinigung schmerzhaft sein kann, ist eine schmerzlindernde Behandlung sehr wichtig.
Vor Beginn der Behandlung eines venöser Geschwürs ist es wichtig, dass eine korrekte Anamnese erfolgt ist. Ausgehend von den Bedürfnissen des Patienten müssen Ärzte eine Behandlung zur Schmerzlinderung verschreiben. Schmerzmittel für schmerzende Geschwüre können oral oder per Injektion verabreicht oder auch als Gel, Spray oder Salbe direkt auf die Wunde aufgetragen werden. Bei der Verwendung von Xylocain-Spray beträgt die Einwirkzeit beispielsweise 1-5 Minuten.
Wenn ein Wunde Anzeichen einer Infektion aufweist, wie z. B. zusätzliche Schwellung, Rötung, verstärkte Schmerzen oder Wärmeentwicklung, sollte man aktiv werden und mit Ärzten über eventuelle Maßnahmen wie eine Probenentnahme und Behandlung mit Antibiotika sprechen.
Wenn in der Wunde abgestorbenes Gewebe vorhanden ist, muss dieses häufig mittels Debridement entfernt werden. Dabei handelt es sich um die Beseitigung des toten Gewebes mit einem Messer oder einer Schere. Die Entfernung von abgestorbenem Gewebe ist Teil der Behandlung und sollte von Ärzten oder erfahrenem medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden.
Bei venöser Insuffizienz ist die Haut oft trocken und schuppig. Diese Haut kann sich in trockenen Schuppen auf der Hautoberfläche ansammeln und dort Probleme verursachen. Diese trockenen Hautschuppen müssen mechanisch entfernt werden, z. B. mit einer Edelstahlpinzette oder durch Abwischen mit einem Reinigungspad.
Mit der richtigen Behandlung sollten venöse Unterschenkelgeschwüre heilen, aber es besteht ein hohes Risiko, dass erneut Wunden auftreten. Dies liegt daran, dass die Venen im Bein nach wie vor geschädigt sind und ihre normale Funktion nicht wiedererlangen. Deshalb muss die Behandlung auch nach der Heilung des Geschwürs in Form einer u.U. lebenslangen Behandlung mit medizinischen Kompressionsstrümpfen weitergeführt werden. Andere chronische Erkrankungen müssen ebenfalls behandelt werden, und es wird nachdrücklich empfohlen, mit dem Rauchen aufzuhören, auf eine korrekte Ernährung zu achten und sich ausreichend zu bewegen, um optimale Voraussetzungen für die Behandlung eines venösen Geschwürs zu schaffen.
Dieser Leitfaden hilft Ihnen, die unterschiedlichen Arten von Geschwüren zu verstehen und wie diese während des Heilungsprozesses und danach am besten zu behandeln sind.
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